Stärken und Grenzen der psychologischen Beratung
Nicht immer ist es für Klient*innen einfach, den Überblick zu erhalten. Und ich verrate Ihnen etwas: Auch für manche Angehörige psychosozialer Berufe ist es oft nicht ganz leicht, die Berufsbilder deutlich abzugrenzen. Doch gerade diese Abgrenzung erachte ich persönlich als ausnehmend wichtig. Denn es ist von großer Bedeutung, dass Sie wissen, wo die besonderen Stärken der Lebens- und Sozialberatung liegen. Aber auch, wo verantwortungsvolle und professionell agierende Berater*innen die Grenze ziehen werden.
Professionelle Beratung erkennen
Professionelle Berater*innen erkennen Sie unter anderem daran, dass sie nicht nur die Stärken, sondern auch die Grenzen ihrer Tätigkeit erkennen sowie wahren. Sie sorgen dafür, dass Sie zu jeder Zeit die Begleitung erhalten, die für Sie den größtmöglichen Nutzen bietet und werden Ihnen im Zweifelsfall Expert*innen angrenzender Berufsgruppen empfehlen. Darum möchte ich Ihnen das Berufsbild der Lebens- und Sozialberatung, die auch psychologische oder psychosoziale Beratung genannt wird, hier gerne kurz näher bringen:
Berufsbild der Lebens- und Sozialberater*innen
Wir psychologischen Berater*innen arbeiten mit Menschen in herausfordernden oder krisenhaften Situationen. Wir begleiten Klient*innen bei privaten und beruflichen Problemen, bei Schicksalsschlägen, in Konfliktsituationen sowie beim Wunsch, störende oder gar destruktive Muster zu unterbrechen. Wir unterstützen bei dem Bedürfnis, sich selbst – in welchem Lebensbereich auch immer – weiterzuentwickeln. Psychologische Berater*innen arbeiten mit Einzelpersonen, Paaren oder auch im Gruppensetting.
Sie sind im Zuge ihrer mehrere Jahre andauernden Ausbildung sowie aufgrund ihrer über 750 Stunden verpflichtenden fachlichen Tätigkeit ideal darin geschult, bei der individuellen Problemaufarbeitung, bei der Krisenbewältigung sowie bei der Ressourcen-, Lösungs- und Entscheidungsfindung kompetent zu unterstützen. Dabei gehen sie nicht stur nach irgendwelchen vorgefertigten Modellen vor, sondern beziehen bei allen Klient*innen immer auch deren individuelle Aspekte in den Prozess mit ein. Dazu gehören das entsprechende Tempo der jeweiligen Klient*innen genauso wie deren persönliche Lebensgeschichte, deren Erfahrungen in der Herkunftsfamilie sowie das bisherige Beziehungs- oder Berufserleben. Der Beratungsprozess ist somit immer auch auf die entsprechende Persönlichkeit und die jeweiligen Lebens- sowie Wertvorstellungen von Klient*innen abgestimmt. Sie berücksichtigen Ihr persönliches Tempo, Ihre jeweiligen Anliegen, Ihre Haltung, Ihre Werte und Ihre Lebensweise. Gemeinsam mit Ihnen eruieren sie, was sich in Ihrem aktuellen Leben ändern darf und wie es Ihnen nachhaltig gelingt, diese Veränderung einzuleiten und aufrecht zu erhalten.
Psychosoziale Prävention, um gesund zu bleiben
Lebens- und Sozialberater*innen arbeiten dabei ausschließlich mit gesunden Menschen und stellen daher auch keine Diagnosen. In der psychologischen Beratung geht es viel eher darum, Belastendes so aufzuarbeiten, dass Sie neue Perspektiven erhalten, um gesund sowie handlungsfähig zu bleiben. Da es sich dabei um ein präventives Angebot zur Erhaltung der psychischen Gesundheit handelt, kann die Beratung nicht von gesetzlichen Krankenkassen refundiert werden, da für die Erstattung bereits eine Erkrankung bzw. medizinische Diagnose vorliegen muss. Es gibt allerdings private Zusatzversicherungen, die den gesundheitspolitischen Mehrwert der psychologischen Beratung längst erkannt haben, und Beratungseinheiten bei diplomierten Lebens- und Sozialberater*innen unterstützen.
Qualitätsunterschiede: Daran erkennen Sie professionelle Berater*innen
Setting: Sie achten auf ein professionelles Setting in entsprechenden Beratungs- oder Praxisräumlichkeiten und werden Sie nicht ins Wohnzimmer zu sich nach Hause einladen. Ihre Termine werden pünktlich eingehalten. Sie erhalten eine offizielle Honorarnote.
Haltung: Seriöse Lebens- und Sozialberater*innen begegnen Ihnen wertschätzend, empathisch und wertfrei. Sie verzichten auf pauschale Ratschläge, wie Sie Ihr Leben gestalten sollen, und werden Ihrer persönlichen Lebens- und Liebensweise offen gegenüberstehen.
Aufklärung: Professionelle Berater*innen informieren Sie – bereits auf der Website oder bei der individuellen Terminvereinbarung – umfassend über die geltenden Rahmenbedingungen, zu denen z. B. das Honorar oder die Dauer der jeweiligen Einheiten gehören.
Berechtigung: Sie besitzen eine aufrechte Gewerbeberechtigung, die eine erfolgreich abgeschlossene, zertifizierte Ausbildung sowie mehrere hundert Stunden absolvierter fachlicher Tätigkeit garantiert. Bei professionellen Berater*innen finden Sie diese zumeist im Impressum. Die korrekte Gewerbezuordnung lautet „Lebens- und Sozialberatung unter Ausschluss der Ernährungsberatung und sportwissenschaftlichen Beratung“. Sie können den aufrechten Gewerbeschein ebenso im zentralen Register der WKO mit einer GISA-Nummer nachschlagen.
Methoden: Professionelle psychologische Berater*innen informieren Sie gerne über die von ihnen vorwiegend angewendeten Methoden und über die jeweilige Beratungsschule – wie in meinem Fall personenzentriert sowie systemisch –, nach der sie hauptsächlich ausgebildet sind.
Zusammenarbeit: Seriöse Lebens- und Sozialberater*innen werden Ihnen bei Verdacht auf das Vorliegen einer krankheitswerten Störung oder psychischen Erkrankung Kolleg*innen angrenzender Berufsgruppen empfehlen und die Beratung nicht fortsetzen.
Marie-Sophie Brandstetter
Rechtliches
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